Kastration beim Hund

Von Bettina Mode
Zuchtberaterin Picard

Dieses Thema beschäftigt mich sehr oft, gerade bei Gesprächen mit Welpen-Interessenten sprechen wir dies gerne immer wieder an. Aus unserer Sicht ist, ohne eine gesundheitliche Indikation, eine Kastration nicht nachzuvollziehen.
Um sich zu informieren, wie sich die Kastration auf das Verhalten unserer Hunde auswirkt,
sollte jeder, der einen gesunden Hund hat und sich mit dem Gedanken befasst, unbedingt
die Artikel von Sophie Strodtbeck und PD Dr. Udo Gansloßer lesen.

https://www.wuff.eu/wp/die-kastration-des-rueden-aus-verhaltensbiologischer-sicht

https://www.wuff.eu/wp/die-kastration-der-huendin-aus-verhaltensbiologischer-sicht

 

Fakt ist:
Die Durchführung der Kastration bei einem Hund widerspricht § 1 des Tierschutzgesetzes, da ohne vernünftigen Grund dem Tier Schmerzen, Leiden oder Schäden nicht zugefügt werden dürfen.

§ 6 des Tierschutzgesetzes besagt eindeutig folgendes:
Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres.

Das Verbot gilt nicht, wenn

1). der Eingriff im Einzelfall

a) nach tierärztlicher Indikation geboten ist oder
b) bei jagdlich zu führenden Hunden für die vorgesehene Nutzung des Tieres unerläßlich ist und tierärztliche Bedenken nicht entgegenstehen.

Leider sind aber viele Hundehalter und auch sehr viele Tierärzte der Meinung, dass sich durch die Kastration Verhaltensprobleme unterschiedlichster Art lösen lassen. Woher dieser Irrglaube kommt, ist nicht nachzuvollziehen.
Eine Kastration kann ein Verhaltensproblem nicht lösen, nein im Gegenteil,das unerwünschte Verhalten kann sogar noch verstärkt werden.

Daher meine Bitte, auch wenn der Tierarzt oder ein Trainer wegen eines unerwünschten Verhaltens Ihnen empfiehlt, ihren Hund kastrieren zu lassen, tun Sie es nicht.


Zu diesem Thema gibt es von Sophie Strodtbeck und Dr. Udo Gansloßer auch ein Buch, erschienen im Verlag Müller Rüschlikon: Kastration und Verhalten beim Hund, im gleichen Verlag ist von Sophie Strodtbeck erschienen: Sexual-Verhalten- Hormone-Kastration bei Hunden

Lumbosakrale Übergangswirbel

Die Wirbelsäule des Hundes besteht aus ungefähr 50 Wirbeln.
Sie ist in fünf Abschnitte unterteilt und in jedem Abschnitt sind die Wirbel weitgehend konstant.

Die Abschnitte sind Hals, Brust, Lende, Kreuz und Schwanz.

Ein Hund besitzt 7 Halswirbel, 13 Brustwirbel, 7 Lendenwirbel, 3 Kreuzwirbel und ca. 20 Schwanzwirbel.
Die Wirbel sind von Abschnitt zu Abschnitt unterschiedlich.
Brustwirbel haben z.B. haben eine gelenkige Verbindung zu den Rippen, die Kreuzwirbel sind miteinander zum Kreuzbein verschmolzen und stehen im Kontakt zum Becken.
Wirbel die am Übergang zu zwei Abschnitten liegen und anatomische Eigenarten von beiden Abschnitten aufweisen werden als Übergangswirbel bzw. Schaltwirbel bezeichnet Missbildungen im Bereich der Hals-oder Brustwirbel sind in der Regel bedeutungslos da sie weder Schmerzen verursachen oder den Hund behindern.
Anders verhält es sich mit den Übergangswirbeln im Lenden-Kreuz-Übergang. Hier kann schon bei Hunden mit normaler Anatomie eine Schädigung der Bandscheibe zu beobachten sein.

Folgende Schädigungen können vorkommen und Folgen für die Hunde haben.
Ist der Übergangswirbel zwischen Lende und Kreuzbein geschädigt, kann es zu Quetschungen und Entzündungen der Nerven im Wirbelkanal kommen. ( Cauda equina Syndrom, CES)
Es kann auch zu einer Verkippung des Beckens führen was zur Folge haben kann das eine einseitige schwere HD (Hüftgelenksdysplasie) entstehen kann.
Übergangswirbel können aber auch unterschiedlich ausgebildet sein.

Des öfteren sind die seitlich abgehenden Fortsätze (Querfortsätze) abnormal entwickelt.

Unterschieden werden symmetrische und asymmetrische Übergangswirbel.
Symmetrische Übergangswirbel haben linke und rechte Querfortsätze die links und rechts die gleiche Form aufweisen.
Asymmetrische Übergangswirbel haben links und rechts unterschiedliche Querfortsätze.

Es gibt aber noch einen weiteren Typ des Übergangswirbels.

Hier ist der Dornfortsatz des ersten Kreuzwirbels nicht mit den fusionierten Dornfortsätzen des 2. und 3. Kreuzwirbel verbunden.
Diese Form tritt laut einer Studie der Uni Gießen sehr häufig auf und ist aber für den einzelnen Hund belanglos. Sie verursacht keine Schmerzen oder Probleme.
Man unterscheidet beim Lumbosakralen Übergangswirbel (Verhältnisse am Lenden-Kreuzbein-Übergang) 4 Typen

TYP 0
Normale anatomische Verhältnisse. Die drei Sakralwirbel ( S1-S3) und ihre Dornfortsätze sind miteinander verschmolzen. Der letzte Lendenwirbel trägt symmetrische Querfortsätze, die keinen Kontakt zum Becken haben.

TYP 1
Der Dornfortsatz von S1 ist nicht mit jenen von S2 und S3 verbunden

TYP 2
Der Übergangswirbel ist vom Sakrum vollständig getrennt, seine Querfortsätze sind symmetrisch ausgebildet. Diese können mit dem Becken in unterschiedlichem Ausmaß Kontakt haben (sacrum oder Kreuzbein bezeichnet man die Verwachsung von Kreuzwirbeln im kaudalen Abschnitt der Wirbelsäule beim Haussäugetier).

TYP 3
Der Übergangswirbel ist vom Sarkum vollständig getrennt, seine Querfortsätze sind asymmetrisch ausgebildet. Ihr Beckenkontakt ist links und rechts in der Regel unterschiedlich stark ausgebildet.

 

Es ist bis jetzt noch nicht abschließend geklärt, ob und wie Übergangswirbel vererbt werden. Da es jedoch bei bestimmten Rassen häufig vorkommt und bei manchen Würfen fast alle Hunde betroffen sind, ist eine erbliche Komponente wahrscheinli

In der Schweiz werden bei den HD Auswertungen aller Rassen durch die SKG (Schweizerische Kynologische Gesellschaft) auch die Übergangswirbel bewertet.

Dazu benötigt es keiner extra Aufnahme und ist daher eine Überlegung wert, so etwas eventuell auch in unserem Club ganz offiziell einzuführen. Unsere Auswerterin Frau Dr. Hartmann schreibt bei Auffälligkeiten zum LÜW dies mittlerweile auf den HD Auswerte Bogen. Fragen Sie trotzdem ihren Tierarzt, falls Sie mit ihrem Hund zum HD Röntgen gehen, bzw. sprechen Ihn darauf an, um eine Einschätzung bzw. Beurteilung zu bekommen.

Diversität in der Hundezucht

Diversität durch Labortests ein großes Thema in der Hundezucht!

Gedanken, Hinterfragung bzw. Betrachtung zu diesem Thema

 

Auf vielen Foren oder auch manchen Seiten von Hundezüchtern liest man immer wieder, dass vor der Verpaarung die tatsächliche Genvielfalt (Diversität) durch die Analyse des Blutes bestimmt wird.
Grund dafür sei es gesündere Hunde zu züchten bzw. die Genvielfalt in einer Population zu streuen.
Aber ist es wirklich möglich dadurch gesündere Hunde mit einer größeren Genvielfalt zu züchten, oder ist es (nur)ein gutes Verkaufsargument mit dem sich so mancher aus der Masse abheben möchte?! Oder doch nur ein neues lohnendes Geschäftsmodel ?! So ein Gentest kostet immerhin zwischen 100,00 und 200,00 Euro.
Da noch nicht genügend aussagekräftige Studien darüber vorliegen gibt es durchaus auch Kritiker unter den Tierärzten und Forschern.

https://www.sueddeutsche.de/wissen/haustiere-gentests-fuer-hunde-sind-fuer-die-katz-1.4075099

https://www.nature.com/articles/d41586-018-05771-0

Um hier nicht einseitig zu berichten hier auch noch ein Link, warum man diese Tests unbedingt in der Zucht einsetzen sollte.

https://feragen.at/genetische-vielfalt/genomischer-inzuchtkoeffizient/

 

In diesem Bericht ist folgendes zu lesen:

Die Ermittlung und Dokumentation der Inzuchtkoeffizienten von Hunden im Zuchteinsatz kann drei Generationen umfassen. Für ein detailliertes Populations- und Diversitätsmanagement sollte weiter in den Ahnen zurückgeblickt werden und GIKs (genomische Inzuchtkoeffizient) für 6 oder 12 Generationen berechnet bzw. berücksichtigt werden.

Meiner Meinung nach ist für die Rasse Berger Picard der Test daher gehend nicht aussagekräftig, da bisher sicherlich nur einige wenige diese Erbgutanalyse bei ihren Picards haben durchführen lassen. In Frankreich, welche die größte Population unserer Rasse beheimatet und wo all die Vorfahren unserer Hunde abstammen werden diese Diversität Test bisher nach meiner Erkenntnis nicht durchgeführt.
Wie können dann Labore auf detaillierte Populations- und Diversitätsmanagement eines Picard zurückblicken?
Ein weiteres Problem ist, dass sowohl die Rasseanalysen als auch die genetische Krankheitsdiagnostik bei Hunden auf wissenschaftlich dünnen Beinen steht. So monieren Veterinärmediziner aus USA, es gebe zwar mehr als 200 Kandidatengene, die mutmaßlich in einem Zusammenhang mit Erkrankungen stehen könnten. Ob sie es tun, sei aber so gut wie nie ausreichend geprüft.

  • Wollen wir wirklich das zukünftige Verpaarungen nur noch im Labor bestimmt werden?
  • Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass nur noch gesunde Welpen auf die Welt kommen usw.?

All das sind Fragen, die wir uns stellen sollten.
Ich denke all die Für und Wider sollte jeder für sich abwägen und sich seine Meinung bilden.

Neuigkeiten zur PRA Forschung

Wir haben durch Liz Hansen sehr vielversprechende Neuigkeiten aus Missouri zum Stand der PRA Forschung erhalten:

Berger Picard Research Update – Juli 2019

Wir haben gute Neuigkeiten zu berichten. Nachdem wir eine neue Software zur Verfügung hatten zur Analyse von WGS Daten und ein zusätzliches WGS von einem weiteren Picard aus einem anderen Forschungszentrum, haben wir kürzlich einen neuen Mutationsreport für die Rasse Picard durchgeführt. Dieser Report benutzte die Daten von 6 Picards – einem klinisch gesunden, einem mit Epilepsie, einem mit CMR1 und drei Picards mit PRA - in jeweils einem anderen Alter bei Ausbruch der Krankheit. Für diese Analyse beschloss die mit der Bewertung der Daten betraute Person CMR1 und PRA zusammen als eine „Erkrankung der Retina“ einzugeben und nach Mutationen in den Genen zu suchen, von denen bekannt ist, dass sie in der Retina aktiv sind. Auf diese Weise erhielten wir 3 Mutationen in drei verschiedenen Genen, die sehr interessante Kandidaten zu sein scheinen. Diese 3 Gene sind in der Retina aktiv und werden Verbindung gebracht mit Retintis Pigmentosa beim Menschen – dem Äquivalent der PRA beim Hund. Die 4 Hunde mit Retina Erkrankungen sind homozygot für die Mutation in allen drei Genen (2 mutierte Kopien auf jedem Gen). Die beiden anderen Hunde sind klinisch normal oder Träger der Mutationen. Es ist sehr aufregend.

Was geschieht als Nächstes:

Wir haben Analysemöglichkeiten entwickelt, um diese drei Mutationen effektiv bewerten zu können. Und wir werden damit beginnen, die Picards, die in der DNA Bank der
Universität von Missouri eingelagert sind, einer Untersuchung zu unterziehen. Die
Untersuchungsergebnisse für alle eingelagerten Picards sind aufgezeichnet, wir wissen also, welche
Hunde als klinisch gesund gelten, bei welchen eine Erkrankung der Retina vorliegt und für welche Hunde wir keine Untersuchungsergebnisse haben und die nicht in das Screening mit einbezogen werden.

Was brauchen wir jetzt:

Von Eigentümern und Züchtern: - brauchen wir:

  1. Bestätigung des klinisch gesunden Status oder falls Hunde in der letzten Zeit mit einer Retinaerkrankung diagnostiziert wurden, ein Update des Status, falls wir da keine Aufzeichnungen haben.
  2. Augenuntersuchungen von Hunden, die in der DNA Datenbank sind, von denen wir noch keine Aufzeichnungen haben
  3. Proben von allen mit PRA diagnostizierten Picards, die noch nicht in der DNA Datenbank eingelagert sind.

Dies ist eine aufregende Entwicklung, und wir hoffen, auch ein großer Schritt zu Antworten hin, auf die Picard-Liebhaber weltweit warten. Bitte tragt mit Informationen, Proben und Geldmitteln bei, um diese Entwicklung weiter zu bringen.

Ein Dank an jene, die uns bis jetzt unterstützt haben und an jene, die uns unterstützen werden, um uns bei der Suche nach Antworten zu helfen.

Übersetzung Ursula Granrath

Die AG Picard und ich als Zuchtberater sind sehr glücklich über diese Neuigkeiten.
Das ist der Lohn für die viele Arbeit und Mühe der letzten Jahre und ermutigt uns weiter zu machen.